Text & Dichtung
"Paris im Fieber wäre mir lieber"
Roman
Edition die Donau hinunter
Wien 2002
ISBN 3-901233-23-7
Rezension von Petra Öllinger
(erschienen in der Zeitschrift "an.schläge" 07/08/2002)
"Da tummelt sich Allerlei auf dem sehr ungewöhnlichen Cover. Da
tummeln sich auch viele Mosaiksteinchen zum Lebensbild einer Frau. Den Lebensthemen-Reigen
von Liebe, Diskussionen mit Ernest Hemingway, großen Händen, Kröten
namens Esmeralda oder krakeliger Schrift beginnt die Erzählerin mit gezücktem
Bleistift auf einem Kamel reitend. Sogar am Schluss, als sie beinahe zur Gänze
von einem Krokodil verschlungen wird, lässt sie sich nicht vom Schreiben
abhalten.
Zwar als Roman bezeichnet, wirft die Autorin Irene Wondratsch alle
Kennzeichen eines solchen über den Haufen. Kein linearer chronologischer
Ablauf, stattdessen skurril-witzige Blitzlichter auf Alltägliches, das
manchmal in etwas ungewohnter Form auf die LeserIn zukommt.
Da macht sich
die Heldin beispielsweise auf in die Sommerfrische und plötzlich kommt
ihr bei Böheimkirchen eine Herde Kürbisse "auf kurzen, aber
kräftigen Beinen" entgegen. Besonders spaßig: die Liebesnacht
mit dem Krampus (die leider auch nicht erfüllend ist) oder die Rache
des Däumlings, wenn ihn seine Unterkunftgeberin nicht ausreichend mit
Karamellbonbons füttert (und er sie zur Strafe nach Simmering umleitet,
obwohl sie ja nach Ottakring will). Dann gibt es da noch Ludwig, der sich
ärgert über haar-verstopfte Abflüsse oder darüber, dass
seine Liebste sich mit dem Haus in die Lüfte aufschwingt."